winter


ich ward geborn einst im April

an seinem zehnten Tag

voll Schnee und warmer Sonne

mit meinem Auftrag in die Welt


in Liebe sollt ich gehen

meine Talente zu entfalten

zum Wohle aller Mitgeschöpfe

sein Werk, die Welt und auch die Himmel

zum Bess'ren mitgestalten


Weisheit, Verstand, das Mitempfinden

strahlt durch meine Mutter

Gerechtigkeit, soziales Herz,

der Mut zu dem gerechten Kampf

durchlebt den Weg des Vaters


in der Stunde meiner Seelenwahl

stimmten Sterne meinen Weg,

die Zwietracht zu entspalten


sie schufen einen Sonderling

in einer Welt, die laut und fremd mir war

ein Kind

sehr innerlich

und mit dem Stillen, Zarten,

Unsichtbaren stets verbunden

leicht zu verletzen, stur und stark

und voller Schwächen


den Weg, den ging ich unbeirrt,

doch nur selten ohne Zweifel

kein Leid, das mich ließ unberührt,

kaum Sorge, die nicht meine war


auf der Suche nach dem Weg

aus Schmerz und Angst und Seelenqual

fand ich Berufung und den steingen Pfad

statt Sicherheit und Ruhm und Geld

durchlitt die Prüfungen und wusst

so wars für mich gewählt


im diesem meinem Winter nun,

kaum wähnt ich endlich meinen Platz gefunden,

schickt der ewig Widersacher

seine grausam tobend Meute los


die jauchzenden Dämonen,

sie sähen Angst und Hass,

zerfressen Eintracht und Vertauen,

zerstören sicheren Grund,

den Lebensboden

ersetzen Einsicht durch Gehorsam

unseren klaren Geist, Verstand

mit perfidester Durchdringung

durch selbsterwählten Endzeitwahn

das Böse fällt auf reichen Boden


im diesem eis'gen Winter nun,

erschien mir Sonderling

die Welt mit lärmendem Getöse

und einer Fremdheit

und noch nie gekannter schlimmster Irritierung

die innerliche Stille,

sie drohte marternd zu zerreissen


das Zarte, Unsichtbare

gänzlich zu entschwinden

die Verletzung wurde Lebensfeind,

die Sturheit starre Selbstzerstörung

die Stärke verhärtete Zerbrechlichkeit

und Schwäche, Lähmung, Schmerz

der scheinbar vorbestimmte letzte Weg


durchs Leben ging ich nun verwirrt

und niemals ohne Zweifel

nur Leid, das mich nach unten führt

jegliche Sorge ward die meine

kein Licht mehr glomm im Seelendunkel

der Weg führt grad in Schmerz und Angst

endlos unerlösbar Qual


Berufung, Ziel und Sinn,

das alles schien entschwunden

aus steinigem vertrautem Weg

wurd unerklimmbar Schicksalpfad

Prüfungen, all Hindernisse

nie mehr überwunden


sinnlos, nutzlos, aufgegeben

von mir selbst und von der Welt

nie mehr Hilfe, nur noch Last

das Ende schien für mich gewählt


dieser Winter

herrscht in meinem Rest von Leben

grausam frostig fast ein Jahr

er ließ mich, kaum ein Schatten mehr,

zurück in höchster Qual



Phönix


dank nun,

meine menschlichen Geschwister,

gute Geister, höchstes Sein

in der tiefsten dunklen Stunde

hüllt mich eure Liebe ein


gute Mächte schenken Freundschaft,

geben Hoffnung und Vergebung

am Höhepunkt der Seelenpein,

offenbaren die Erkenntnis mir

"das Leid der Welt, es ist nicht mein"

nichts hilfts der Welt, wenn ichs erleide

und meine Kräfte weiter schwinden


das große Werk des höh'ren Ziels,

des Daseins wahrer Sinn,

dieses zu vollbringen

gelingt mit Zuversicht

mit Mut im vollem Lebenssaft

in unserer Verbundenheit

der warmen Menschenstärke


in der tiefen echten Liebe

als der höchsten Macht

mein erfülltes Leben nur

kann mein Talent entfalten


in Leichtigkeit und im Vertrauen

in aller Kraft,

Gesundheit nun

in meiner Stärke

im Mitgefühl und guter Sorge

und, endlich nun,

nun auch für mich

kann ich zum Wohle aller Mitgeschöpfe

sein Werk, die Welt

und auch die Himmel

zu einem Bess'ren mitgestalten


mit meiner Eltern Weisheit und Verstand,

mit Mitempfinden und sozialem Herz

und auch dem Mut zu dem gerechten Kampfe


es bestimmen meine Sterne nun

mit Leichtigkeit

den Weg,

das Ziel,

die neue Hoffnung zu entfalten


in der Mutterliebe, April 1972




"Hinter jeder Wunde wartet ein Wunder"

für Andreas Krüger, Berlin

Mensch, Freund, Heiler


Wesel am Niederrhein, im Januar 2021

in Memoriam Herbert Fritsche